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Dzien dobre!

Seit über zwei Wochen bin ich nun schon in meiner zweiten Rauszeit und dieses mal hat es mich nach Warschau verschlagen. Gemäss dem immer noch weit verbreiteten Ruf, ein postsozialistischer Moloch zu sein hat mich die polnische Metropole dann auch dementsprechend empfangen. Vier Tage garstige Kälte, graue Wolken und Regenwetter inmitten einer gigantischen Betonwüste mit Megapostern an den Fassaden, welche dem Begriff «mega» betreffend Format durchaus gerecht werden.

Nun bleiben mir nur noch 10 Tage, die Vorurteile haben sich in Luft aufgelöst und es gibt fast nur noch Gutes zu berichten. Inzwischen wird der Frühling auch hier spürbar, die Leute strömen in die zahlreichen Stadtparks und geniessen die Sonne. Alle sind sehr freundlich hier und es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Zudem gibt es an fast jeder Ecke kulinarische Köstlichkeiten zu entdecken. Wer bald nach Warschau reisen sollte, dem kann ich das Bibenda oder das Solec44 wärmstens empfehlen.

Die polnische Hauptstadt ist im wirtschaftlichen Aufschwung. Das macht sich besonders im Stadtzentrum mit einer Ansammlung an internationalen Brands und grossen Bauprojekten bemerkbar. Trotzdem kommt hier das klassische Schema der gentrifizierten Metropolen nicht wirklich zum Vorschein. Warschau wirkt auf mich sehr durchmischt und lebhaft.

Und auch kulturell hat Warschau extrem viel zu bieten. Einige Club- und Museumsbesuche stehen zwar noch an, doch was ich bis jetzt gesehen habe, war grossartig. Beispielsweise das Muzeum Neonów mit seiner Sammlung an alten Neonschriftzügen ist zu erwähnen. Und wenn man schon mal im Stadtteil Praga ist, lohnt sich auch einen Zwischenstopp im Chmury.

Einen netten Arbeitsplatz habe ich auch gefunden und so sitze ich nun in einem Gemeinschaftsatelier zusammen mit sehr engagierten und viel beschäftigten Kreativen wie Edgar Bak, Print Control und den Cyber Kids. Dank diesen Kontakten bin ich auch schon in einer polnischen Universitätsmensa gelandet. Ein herrliches Bild, welches den Vorurteilen gegenüber den Polen gleich wieder etwas mehr Berechtigung schenkt.

verfasst von: Marcel Huwiler