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Hallo Muizenberg

Donnerstag, 20. April 2023 | Muizenberg

Bei strömendem Regen verlasse ich meine Wohlfühloase und steige in den Uber, den ich 10 Minuten vorher bestellt hatte. Während der Regen meine Stimmung trübt und der Scheibenwischer die eigentlich spektakuläre Fahrt am Beach entlang dominiert, machen Fahrer Taurai und seine Reggae-Playlist das Beste daraus. Wusstet ihr, dass Uber stolze 25% kassiert, während die Fahrer selbst für alle Kosten wie Benzin, Reifen, Reparaturen und sogar Versicherung aufkommen müssen? Taurai nimmt es mit Humor. «Die sind halt clever», meint er und freut sich über die lange Fahrt. Kurzstrecken, sagt er, brauchen viel zu viel Benzin und sind wenig lukrativ.

Als ich von weitem die klassischen bunten Strandhäuschen sehe, die man von Bildern kennt, weiß ich, dass ich in Muizenberg bin. Ich schreibe Ant, dem Vermieter von meinem Airbnb, eine SMS und als ich ankomme, erwartet er mich bereits am Tor. Ant zeigt mir das Haus und erklärt mir alles. Vieles davon sind Tipps und Tricks, wie Dinge funktionieren, die sonst nicht mehr funktionieren würden. Zum Beispiel, wie man mit einem Nagel das Fenster verriegelt, weil der Griff abgebrochen ist, und wie ich mit einem Magnet den Nagel später wieder rauskriege, um das Fenster öffnen zu können. Oder wie man das elektrische Tor überlistet, weil es aufgrund des Loadsheddings mal wieder keinen Wank macht. Hier funktioniert alles, wenn man weiss wie.

Surfen macht erfinderisch. Ant hat sich sein Leben so eingerichtet, dass er möglichst viel surfen gehen kann. Das bedeutet auch, dass er nur das Nötigste ausgibt und Zeit, Geld und z.B. Autofahrten zum Einkaufen oder Entsorgen clever plant. Auch wenn es hier deutlich weniger Komfort als in Gordons Bay gibt, fühle ich mich wohl hier. Das Haus hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Ant hat es einfach aber geschmackvoll renoviert und eingerichtet, und vor allem ist es super sauber. Nicht von ungefähr ist er ein «Superhost» mit 5-Sterne-Bewertung auf Airbnb.

Bevor ich mir das Städtchen ansehen kann, wird es schon wieder dunkel. Ich schließe mich Ant an, und wir gehen zum Foodmarket in der Blue Bird Garage um die Ecke. Ein Erlebnis für alle Sinne. 15 Foodstände auf engstem Raum, und alle bieten ihre Spezialitäten von Falafeln über Tacos, Burger, Nudelpfannen bis hin zu unwiderstehlichen Desserts an. Die Challenge: Nicht zu viel auf einmal bestellen, um möglichst viel probieren zu können. Im hinteren Teil finden sich noch ein paar Marktstände mit Kleidern und dahinter eine Gin-Bar. An der Decke ein Himmel aus Lichtern, der den Raum warm erscheinen lässt, bis zum nächsten Loadshedding. Den Bauch voller Leckereien wird's Zeit, nach Hause zu gehen in mein Shabby-Chic-Airbnb.

Bei uns würde man viel Geld zahlen für diese Einrichtung, ok, nicht für das Bett. Die linke Seite zur Zimmertür hin ist deutlich durchgesessen, also lege ich mich auf die rechte Seite. Im Moment, in dem meine Füße unten durch die Gitterstäbe des Bettgestells ragen, erinnere ich mich daran, wie mir in meinem letzten Apartment stolz gesagt wurde, dass in Südafrika 1,90er-Betten Standard sind, sie aber in allen Räumen Zweimeter-Betten hätten. Jänu, ich freue mich auf den morgigen Tag im Studio Bolland und schlafe schnell ein.

Weitere Bilder zu diesem Beitrag findet ihr wiederum auf meinem Insta.

verfasst von: Albi Christen