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Lissabon ist auch nur ein Dorf

Die zweite Woche meiner Rauszeit in Lissabon ist passé. Doch das Village war alles andere als ruhig.

Nach der ersten Woche Stadtleben sehnte sich mein Herz nach Sandkörnern und Salzwasser, so fuhr ich übers Wochenende nach Cascais, wo ich mir bestes Seelenfutter gönnte und per Zufall eine World Surf Competition mitverfolgen konnte. Ein perfektes Wochenende, um wieder Vollgas in eine neue Arbeitswoche zu starten. Also ab ins Dorf…

Das Village Underground ist ein kulturelles Zentrum, das für die Kreativwirtschaft als Büroraum dient und eine einzigartige Kulisse für Veranstaltungen bietet. Neun alte Schiffscontainer sind das Herzstück dieser wild gestapelten Konstruktion. Der Weg zu den einzelnen Containern erfolgt über ein Gerüst, wo man entweder in den Cafeteria-Bus steigt und sich einen Kaffee gönnt oder zum anderen Bus wackelt, der für Besprechungen ausgebaut wurde. Das Village ist mitten in einem Transport-Museum, wo auch heute noch ab und zu ein Tram unterwegs ist. Die Umgebung ist vollgesprayt mit Strassenkunst und hat einen rebellischen Charakter – was wohl auch den Partys, die hier geschmissen werden zuzuweisen ist.

So wurde ich also zum Arbeiten in eine dieser Baracken verbannt. Mit Klimaanlage, schnellem Wifi und drei geschwätzigen Insassen. Alle arbeiten in der Grafik-Branche, zwei Portugiesen, die sich permanent eingemietet haben und Wim, der belgische Grafiker, der bei Bazooka arbeitet und sich selbst eine Rauszeit von zwei Monaten verpasst hat.

Die Stimmung im Container ist inspirierend. Zwischendurch findet sich auch Zeit, um sich über aktuelle Projekte, Erfahrungen im Design, das Stadtleben oder Musik auszutauschen. Die Zeit hier verfliegt nur so und die Stadt scheint mich zu verschlucken. Inzwischen laufe ich ohne Karte rum und wandle mit dem Strom der Pendler, gegen den Strom der Touristen. Meinen Milchkaffee bestelle ich auf portugiesisch… mit den Folgefragen hapert's leider noch ein bisschen. Doch die lebensfrohen und kontaktfreudigen Menschen hier sind geduldig und verstehen nicht nur Handzeichen, sondern meist auch Englisch. Auf dem Nachhauseweg kommt vom Gemüseladen ein «Olà» und auch der Sushi-Kellner ruft auf zum kurzen Smalltalk. Da holt man sich die besten Insider-Tipps…

#1 Meeresgetier an der Theke auswählen

Danach wird der gewünschte Seafood von den Köchen vom Marisco na praca in einen Gaumenschmaus verwandelt. Wer lieber Tapas mag, sollte unbedingt im Diniz vorbeischauen!

 #2 LX Factory

Lifestyle, Design & Industrie verteilt auf fünf Hallen. Vorbeischauen! Selbst erleben! 

#3 Underdogs Streetart

Underdogs ist eine Plattform, die einerseits talentierten Künstlern einen Ausstellungsraum zur Verfügung stellt, aber auch Workshops veranstaltet. Unter anderem findet sich auch eine Karte, die einem den Weg zur besten Strassenkunst zeigt. 

 

verfasst von: Fabiola Müller