Peach Weber – mein letzter Talkgast


Das war’s. Ohne Witz.
Talking Heads #18 – Mein letzter Talk für den Werbeclub Zentralschweiz.
Irgendwie traurig, so ein letztes Mal. Mein Gast dafür umso lustiger.
So kam es, dass ich vergangene Woche mit Peach Weber auf der Bühne stand – beziehungsweise sass. Denn Peach unterhält grundsätzlich im Sitzen. Schliesslich war er, wie er selbst sagt, quasi der erste Stand-up-Comedian der Schweiz. Und weil er wusste, dass so eine Show länger dauern kann, hat er sich von Anfang an hingesetzt – womit er auch zum ersten Sit-down-Comedian wurde (badumm-tss).
Vielleicht fragt ihr euch, was denn Peach Weber mit Werbung zu tun hat? Genau dem ging ich bei den Recherchen zu meinem Talk und im persönlichen Gespräch mit dem Komiker auf den Grund – und siehe da:
🍑 Peach hat einige einfache Prinzipien der Werbung intuitiv verstanden
- Kenne deine Zielgruppe
🍑 kennt und bedient seine Fans zuverlässig. Auch nach bald 50 Jahren schafft er es, ihre Erwartungen zu erfüllen.
- Wecke Aufmerksamkeit
🍑 räumt ein, dass man sich über die Qualität seiner Musik und auch über die Artworks streiten kann – dass er damit auffällt, ist allerdings unbestritten.
- Bleib einfach
🍑 ist und bleibt Peach. Nicht mehr, nicht weniger. «So bini halt» hiess sein erstes Album. Ganz einfach.
- Zeige den Nutzen
🍑 verspricht: Gäx. Und wo Gäx draufsteht, sind Gäx drin.
- Erzähle eine Geschichte
🍑s Comedy lebt von Geschichten – einfachen Geschichten, die über Generationen weitererzählt werden können. Auch seine Plattencovers erzählen Geschichten, wenn auch teils sehr schlicht oder gar plump.
- Schaffe Wiedererkennung
🍑 hat klare Erkennungsmerkmale etabliert – und das bereits vor 45 Jahren auf seinem ersten Plattencover: Gitarre, Notenständer, Schweizerkreuz. Auch der Schriftzug blieb jeweils über mehrere Jahre derselbe.
- Nutze mehrere Kanäle
🍑 war schon immer über mehrere Kanäle sichtbar und hat für jedes Programm einheitlich kommuniziert.

Darüber hinaus ist Peach im Grunde Creative Director seiner Programme, Art Director seiner Albumcovers und nicht zuletzt Texter seiner Stücke. Eine Weberagentur in Personalunion.
Als Künstler hat er die goldenen Zeiten der Unterhaltungsindustrie miterlebt: Er hat auf Band aufgenommen, Platten gepresst, Kassetten und CDs veröffentlicht – und ist nun den Fans zuliebe auch auf Spotify. Sein Publikumserfolg und die 500’000 bis 600’000 verkauften Alben (ihn interessiert die genaue Zahl nicht) – davon 6× Platin und 10× Gold – geben ihm recht.
Wie viel davon Strategie war? Keine Ahnung. Im Kern, sagt er, sei er sich einfach treu geblieben. Und was funktioniert hat, hat er beibehalten – «Never change a running Peach.»

Angesprochen auf seine Website, die Mitte der 90er-Jahre entstanden ist – und die tatsächlich ein bisschen nach «Never change a running Website» aussieht – meint Peach entspannt, er sei einer der Ersten mit einer Website gewesen, und diese habe seither mit kleinen Anpassungen wunderbar funktioniert.
Neben unzähligen Anfragen von Webagenturen, die ihm eine neue Seite bauen wollen, bekommt er bis heute Zuschriften von Menschen, die schreiben, es sei schön, mal wieder auf einer so heimeligen alten Website herumzuklicken.
Und zum Herumklicken bietet die Website wirklich einiges: etwa den ersten Autogramm-O-Mat, seine Kolumnen und einen Knopf, den man nicht drücken sollte. > Back to the 90ies.
Webseite hin oder her, Peach hat vieles richtig gemacht.
Nicht zuletzt sein PR-Coup, der einen als Werber neidisch werden lässt: 19 Jahre im Voraus hat Peach Weber seine letzte Show angekündigt – und damit weltweit den längsten Vorverkauf gestartet.
Die Location? Nicht etwa ein Dorftheater im Aargau – nein: das Hallenstadion. Mit dieser Aktion sichert er sich ganz nebenbei einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde und über Jahre hinweg konstante Medienpräsenz. Immer wieder wollen die Medien ein Update zur bevorstehenden grossen Abschlussshow.
Das Hallenstadion füllt er schliesslich gleich dreimal – ganz ohne aktive Kommunikation seinerseits.
Wie die Show genau aussehen wird, wie man die Leute erreicht, die bis dahin wieder vergessen haben, dass sie ein Ticket gekauft haben, wie man mit jenen umgeht, die ihr Ticket nicht mehr finden – oder was man mit den Plätzen macht, deren Besitzer bis dahin schlicht nicht mehr am Leben sind –, darüber, sagt Peach, mache er sich frühestens 2027 Gedanken.
Von Peachs Mut, einfach mal zu machen, und von seiner Gelassenheit, auszuhalten und zu vertrauen, kann man sich also eine dicke Scheibe abschneiden.
Dass er in einer Zeit gross geworden ist, in der ihm die Entwicklung der Medien lange in die Karten gespielt hat, ist ihm bewusst und stimmt ihn dankbar. Heute, mit bald 75 Jahren und seinem letzten Auftritt in Sicht, sagt Peach, sei er froh, dass er bei dem ganzen Social-Media-Klimbim, den man heute als Künstler betreiben muss, nicht mehr mithalten und auch seine Community nicht online managen müsse. Die lässt er machen. Er liest keine Kommentare.
Schliesslich ist er Peach. Einfach Peach – Künstler, nicht Social-Media-Manager.
Danke Peach.


Danke an den Werbeclub Zentralschweiz, an meine Talkgäste und Special Guests der letzten acht Jahre – und an alle, die bei einem meiner Talks dabei waren!
Dennis Lück (Werber des Jahres 2017), Patti Basler, Beat Schlatter, Lukas Hobi (Zodiac Pictures), Livio Dainese (Werber des Jahres 2018), Celine Fallet (wemakeit.ch), Petra Dreyfus (Werberin des Jahres 2019), Jan SEVEN Dettwiler, QueenKong, Daniel Zuberbühler (Sir Mary), Martin Walthert (Werber des Jahres 2020), David Schärer (Werber des Jahres 2021/22), Nina Bieli (Gisler Protokoll), André Hefti (Werber des Jahres 2023), Cedric Schild, Andrea Bison (Werberin des Jahres 2024), Charles Nguela, Philipp Skrabal (Werber des Jahres 2025), Peach Weber
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